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Mathematik und Inspiration - Bilder der Konkreten Kunst von Peter Kenter

 

 

Termine und Programm

Eröffnung: Donnerstag, der 26.1.2006
Uhrzeit: 17 Uhr
Ort: Universitätsbibliothek, Universitätsstr. 150, Etage 1
Dauer: 26.1.2006 - 31.03.2006
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8 - 20 Uhr, Samstag von 11 - 15 Uhr

Begrüßung:

  • Dr. Erdmute Lapp, Direktorin der Universitätsbibliothek

Einführung:

Kontakt:

 

Zur Ausstellung

Mathematik und Inspiration
Bilder der Konkreten Kunst von Peter Kenter

Die Universitätsbibliothek eröffnet am 26. Januar die Ausstellung "Mathematik und Inspiration" mit Bildern von Peter Kenter.

Der Lüdenscheider Künstler und Mathematiker Peter Kenter stellt in seinem künstlerischen Vorgehen die Gestaltung nach mathematischen Gesetzmäßigkeiten in den Vordergrund. Die dabei angestrebte Ästhetik erreicht Kenter durch die Harmonie von Waagerechte und Senkrechte, ausgeglichene Farbverteilung und eine rhythmische, durch Ordnungsstrukturen geprägte Abfolge ähnlicher Figuren, den Elementen vollständiger Formensätze.

Das zweckfreie Spiel mit den mathematischen und gestalterischen Elementen führt mit Hilfe des Computers, aber auch mit Bleistift und Lineal auf Papier zu Entwürfen, die in experimentellem Vorgehen verschiedene Stadien durchlaufen, bis am Ende das fertige Bildkonzept entsteht. Das Bild ist vor der Ausführung vollständig durch das Konzept festgelegt und als Folge des mathematisch-logischen Aufbaus und der Beschränkung auf geometrische Grundformen, insbesondere auf das Quadrat, und den reinen Grundfarben sowie den unbunten Farben visuell überprüfbar. Letztlich versucht Kenter, sich mit jedem Bild der Antwort auf die Frage nach dem Möglichen und dem Wesen der Ästhetik künstlerischer Visualisierungen mathematischer Sachverhalte zu nähern, welche bisher in der Kunst keine oder nur am Rande eine Rolle spielten.

Kenters Kunst ist Konkrete Kunst im ursprünglichen Sinne des Schöpfers Theo van Doesburgs mit dem Unterschied, dass seine Bildkonzepte meist durch intensive Nutzung des Mediums Computer entstanden sind.

Peter Kenter überträgt seine Konzepte mit Acryl auf mittel- bis großformatige Leinwände und bei kleineren Formaten als FineArt Prints auf Photo Rag.

Zur Einführung sprechen die Essenerin Dr. Hella Nocke-Schrepper, die am Institut für Kunstgeschichte der RUB über Konstruktivismus promoviert hat, und Herr Professor Günter Ewald, Emeritus der Fakultät für Mathematik.

Die Ausstellung endet am 31.3.2006. Zu sehen ist sie von Montag bis Freitag von 8-20 Uhr sowie samstags von 11 – 15 Uhr auf der 1. Etage der UB.

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Förderer

Mit freundlicher und nachhaltiger Unterstützung:

  • boesner GmbH - Großhandel für Künstlermaterial, Witten-Herbede

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Biografie Peter Kenter

  • 1949 in Detmold geboren
  • 1972-77 Mathematikstudium (Münster)
  • 1984-87 Kunststudium (Universität Dortmund)
  • 1980-04 Lehrtätigkeit am Gymnasium
  • seit den 90er Jahren Ausstellungstätigkeit
  • seit 2005 freischaffender Künstler
    Ausstellungen (Auswahl)
  • 2003 Städtische Galerie Altena
  • 2003 Stadtsparkasse Lüdenscheid
  • 2004 Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum / Galerie Rheinhausen (mit H.H. Zimmermann)
  • 2005 Ministerium für Wissenschaft und Forschung NRW
  • 2005 Reinoldinum Dortmund / Lünen

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Begrüßung (Dr. Erdmute Lapp)

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste,

ich freue mich darüber, dass Sie in die Universitätsbibliothek Bochum gekommen sind und begrüße Sie zu der Ausstellung „Mathematik und Inspiration: Bilder der konkreten Kunst“ von Peter Kenter.

Ganz besonders begrüße ich den Künstler, Herrn Peter Kenter. Herr Kenter ist Mathematiker und Künstler. Er hat 24 Jahre Mathematik und Kunst unterrichtet; seit den 90er Jahren zeigt er seine Arbeiten in Ausstellungen, seit 2005 arbeitet er als freischaffender Künstler. Wir freuen uns darüber, diese Ausstellung mit Bildern und Drucken aus den letzten Jahren in der UB Bochum zeigen zu können. Die Farbigkeit der Bilder belebt den grauen Beton des UB-Gebäudes vorteilhaft, und die geometrischen Formen von Peter Kenters Illustrationen mathematischer Gesetze nehmen die architektonische Formensprache des UB-Gebäudes auf. Während des Aufbaus der Ausstellung habe ich mehrfach von UB-Mitarbeitern und Benutzern gehört, dass diese Bilder zur UB passen und immer im Treppenhaus hängen sollten. Wir danken Herrn Kenter dafür, dass er uns eins seiner Bilder geschenkt hat.

Besonders begrüße ich auch Herrn Prof. Günter Ewald von der Fakultät für Mathematik der RUB und Frau Dr. Hella Nocke-Schrepper, die aus unterschiedlichen Perspektiven in die Kunst von Peter Kenter einführen werden. Herr Prof. Ewald wird zu uns über Mathematik und Kunst sprechen; Frau Dr. Nocke-Schrepper ist Kunsthistorikerin, die an der RUB zum Thema Konkrete Kunst promoviert hat; sie ist eine Spezialistin für diese Kunstrichtung. Wir danken Ihnen beiden für Ihre Bereitschaft, uns zu helfen, unseren Blick auf diese Kunst zu schärfen.

Ich begrüße alle Kunstinteressierten und alle Mathematikinteressierten aus der RUB und darüber hinaus und hoffe, dass Sie Freude an der Kunst, der Mathematik und den Gesprächen miteinander haben werden.

Anmerkung: Herr Kenter bietet Termine für Künstlergespräche an. Organisation der Termine bei Frau Ogasa.

 

Einführung (Prof. Dr. Günter Ewald)

Mathematik und Kunst, Mathematik und Malerei haben mehr miteinander zu tun als es mancher vermuten mag. Aufgefallen ist vielleicht die Entdeckung der Zentralperspektive durch Leonardo da Vinci, die ein neues Element der Exaktheit in die Malerei brachte, oder das gemeinsame Interesse an der Symmetrie, die in Rosetten gotischer Kirchen ebenso eine Rolle spielt wie in vielen mathematischen Theorien, insbesondere solchen, die in der Physik gebraucht werden. Einsteins große Entdeckungen sind zum beträchtlichen Teil auf Symmetrie gegründet. Und der große Mathematiker und theoretische Physiker Hermann Weyl schrieb Mitte des 20. Jahrhunderts ein Buch „Symmetrie“, in dem er viele Beispiele von Symmetrie in Kunstwerken ebenso wie der Natur darstellt, bei Kristallen, Schneeflocken, Pflanzen und Tieren. Oder denken Sie an das Gemälde „Christus Hypercubus“ von Salvatore Dali, in dem als Kruzifix ein Doppelkreus aus 8 Würfeln dient, die in ähnlicher Weise zu einem vierdimensionalen Würfel zusammengefügt werden können wie ein Kreuz aus sechs Quadraten zu einem 3-dimensionalen Würfel.

Aber die Verbindung reicht tiefer. Mathematische Gesetze neu zu entdecken bedarf der Intuition, der Inspiration, die weit über das Formelhafte hinausgeht. Unter Mathematikern kursiert ein Spruch: „Wenn man eine neue mathematische Erkenntnis gewinnen will, muss das logische Denken ausgeschaltet sein“. Das setzt Logik nicht herab, sondern öffnet ihr neue Bereiche, in denen sie das in ästhetischer Exaktheit Geschaute in Formeln gießen kann.

Dieser Prozess mag in Kunst und Mathematik unterschiedlich ausgeprägt sein. Der Unterschied wird allerdings gering, wenn wir uns dem Werk von Peter Kenter nähern. Hier werden unmittelbar mathematische Sachverhalte ästhetisiert, aber auch mit neuem Verständnis ausgestattet. Nehmen sie als Beispiel die Serie über Polykuben. Auch der Hyperkubus von Dali ist ein Polykubus, aber er hat seine Bedeutung als Symbol. Bei Herrn Kenter ist die Klassifikation von Polykuben selbst Thema, in dem sich Logik und Ästhetik durchdringen. Ein anderes hübsches Beispiel ist das auf der Einladungskarte wiedergegebene Bild „Progression“. Es drückt den zahlentheoretischen Sachverhalt aus, dass die Summe der dritten Potenzen der Zahlen von 1 bis 15 eine Quadratzahl ist: Von rechts oben nach links unten entfalten sich die in Winkeln zu Kuben geordneten Quadrate in einem bunten Werden, das dem ästhetischen und dem mathematischen Auge gleichermaßen gefällt.

Herr Kenter hat mit einigen seiner Bilder nicht nur zahlentheoretische Sachverhalte ästhetisiert, sondern neue Sachverhalte entdeckt. Zahlenformeln durch Ästhetisieren gewinnen – das scheint mir neu zu sein und dazu möchte ich dem Künstler besonders gratulieren.

Wenn Sie die verschiedenartigen Bilder auf sich wirken lassen, so erwarten sie nicht, dass Sie die mathematischen Hintergründe immer gleich verstehen – da muss sich auch ein Mathematiker anstrengen. Aber schauen Sie die Bilder in der Gewissheit an, dass sie ein mathematisches Geheimnis in sich bergen, gewissermassen eine explosive logische Dynamik bereit halten.

Ihnen, Herr Kenter, meine Glückwünsche und Ihnen, meine Damen und Herren viel Spaß! Ich würde mich freuen, wenn Sie gelegentlich die Mathematische Modellsammlung besuchten, die auf ihre Weise zum Verhältnis von Mathematik und Kunst beiträgt.

 

Einführung (Dr. Hella Nocke-Schrepper)

Auszüge aus der Eröffnungsrede von Dr. Hella Nocke-Schrepper, Kunsthistorikerin, Essen:

Peter Kenter verbindet zwei unterschiedliche Bereiche in seinen Bildern: mathematische Elemente wie Verhältnisse von Zahlen, Formeln oder Gleichungen mit künstlerischen Mitteln wie Form, Linie und Farbe. So drückt der Titel der Ausstellung, >Mathematik und Inspiration<, die beiden Pole der künstlerischen Arbeit des gebürtigen Detmolder aus. (...)

Elemente konstruktiver Kunstrichtungen herrschen in den Bildern Kenters vor: neben Rechtecken, Mehrecken und Streifen nimmt das Quadrat eine prädestinierte Stellung in seinen Bildgestaltungen ein. Aus koloristischer Sicht setzt er vorzugsweise reine Farben wie die Primärfarben, das Grün und die unbunten Farben ein. Farbe hat in den Bildern in erster Linie die Funktion der Unterscheidung von Formen und der Veranschaulichung bildnerischer Beziehungen und Verhältnisse.

Mit diesem Bildvokabular basiert die Arbeit des Malers auf konstruktiv geprägte Kunstrichtungen. Seitdem der Kubismus den Gegenstand mittels der Mehransichtigkeit tendenziell immer stärker auflöst und in die Bildfläche einbindet, negieren konstruktive Kunstansätze den natürlichen Gegenstand vollständig in ihren Arbeiten und streben autonome Gestaltungsvokabularien und –gesetze an. Seit Theo van Doesburg, aus dem Kreis der De Stijl-Künstler hervorgehend, im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts auf deutliche Distanz zu abstrahierenden Kunstansätzen geht, gilt eine Linie, eine Fläche und eine Farbe in der künstlerischen Gestaltung als „konkret“. Im Jahr 1930, dem Erscheinungsjahr des Manifestes Art Concret in Paris, beginnt der Kampf um die Anerkennung der nichtfigürlichen Darstellung. Während des Zweiten Weltkrieges findet er seine Fortsetzung vor allem in der Schweiz im Kreis der >Zürcher Konkreten<, zu deren wichtigsten Theoretikern Max Bill und Richard Paul Lohse zählen. (...)

Kenter nimmt die Mathematische Denkweise in der Kunst von Bill wörtlich: in diesem kunsttheoretischen Text aus dem Jahr 1949 favorisiert der Schweizer präskriptive Methoden zur Gliederung gestalterischer Arbeit. Die Affinität der Kunst zur Mathematik sieht Bill in der Realisation eines Systems mit geometrischen Bildelementen auf der Fläche oder im Raum, deren Ergebnisse nachvollziehbare Strukturen darstellen. (...)

Als studierter Mathematiker thematisiert Kenter mathematische Gesetze, Zahlenreihen und deren Verhältnisse als Grundlagen seiner Bildstrukturen. Auf diese Weise entstehen Permutationen, Kombinationen, Progressionen und Zerlegungen von Formen, deren Zusammenhänge durch die Farbverteilungen unterstrichen werden. (...)

Die Bildformen versteht Kenter als Module zur Visualisierung von Variationen und Vervielfältigungen. Das zu Grunde liegende mathematisch Gesetz ist mehr oder weniger nachvollziehbar. In jüngeren Arbeiten werden die komplexen schwarz-weißen Strukturen durch den Computer errechnet. Wichtiger wird dem Maler die ästhetische Erscheinungsform seines mathematischen Inhalts. So bewegen sich die Arbeiten Kenters zwischen konkret-konstruktiver Gestaltung, durch den Computer entwickelte Strukturen und mathematischen Visualisierungen.

 

Aus der Ausstellung

Im Treppenhaus der UB

Ausstellungsbereich auf Ebene 1