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Aufbruch ins sozialistische Paradies
PROPAGANDAPLAKATE DER FRÜHEN VOLKSREPUBLIK CHINA

Am Freitag, dem 2. März um 17 Uhr findet die Eröffnung der Ausstellung "Aufbruch ins Paradies" in der Universitätsbibliothek auf Etage 1 statt.

Die 1950er Jahre waren eine Zeit der Kampagnen zur Industrialisierung, Modernisierung und der Verwirklichung des sozialistischen Traums. Was Realität werden sollte, zeigen die Propagandaplakate.

Die Studierenden des Seminars Plakatkunst und Propaganda in der frühen Volksrepublik China haben beispielhafte Exemplare der groß angelegten Kampagnen aus der Plakatsammlung des Amsterdamer International Institute of Social History ausgewählt. Diese haben sie im Hinblick auf ihren historischen Kontext untersucht und die Ergebnisse auf zusätzlichen Infoplakaten zusammengefasst.

Ein Blick ins Paradies und wie man dort hingelangt . . .


Zur Ausstellung

Aufbruch ins Sozialistische Paradies
Die Geschichte der frühen Volksrepublik China im Spiegel von Propagandaplakaten

In früheren Zeiten zierten sie die Wände von Studentenzimmern. Manche fanden den Weg in die Kunst, wo sie verfremdet wurden oder als ironische Zitate eine zweite Verwertung erfuhren: Chinesische Propagandaplakate erfreuen sich weltweiter Berühmtheit. An der Fakultät für Ostasienwissenschaften der Ruhr-Universität Bochum wurden sie jetzt in einem Seminar nach kulturwissenschaftlichen Gesichtspunkten untersucht und gedeutet. Die Ergebnisse der studentischen Arbeiten werden vom 2. März bis zum 10. April in der Universitätsbibliothek präsentiert.

Der Anlass dieser Beschäftigung ist eine langjährige Kooperation mit dem Internationalen Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam. Dessen Forschungsarchiv beherbergt eine Sammlung, deren Kern auf die Sammelleidenschaft von Stefan R. Landsberger zurückgeht. Er begann schon in den 1980er Jahren, chinesische Propagandaplakate zu sammeln. Ständig erweitert und ergänzt umfasst die Sammlung heute über 5.500 Plakate und ist damit eine der weltweit größten und ausgezeichnet aufbereiteten Kollektionen. Zu Forschungszwecken wurden fast alle Plakate eingescannt und stehen auf zwei Internet-Plattformen zur Verfügung. Fast einzigartig ist die breite Erfassung von Darstellungen aus den 1950er und frühen 1960er-Jahren. Dies machten sich die Studierenden der Ruhr-Universität zunutze, um zentrale Themen der jüngeren chinesischen Geschichte im Spiegel der Propaganda zu untersuchen. Es ist die Epoche der sozialistischen Umformung einer kriegs- und bürgerkriegszerrissenen Gesellschaft und Wirtschaft. Sie war geprägt durch oftmals brutale Maßnahmen zur Vergesellschaftung von Land, Kapital und Arbeitskraft und zur ideologischen Ausrichtung der Bevölkerung, nicht zuletzt der Intellektuellen und Kunstschaffenden. Viele der politischen Kampagnen, die hierzu in Gang gesetzt wurden, waren von propagandistischen Aktionen begleitet. An diesen Kampagnen beteiligten sich Künstler, Hochschullehrer an Kunstakademien oder professionelle Maler/innen und Grafiker/innen renommierter Verlagshäuser. Sie schufen Plakate, die der Absicht der Regierung entgegenkamen, die Bevölkerung zu mobilisieren und sie ideologisch auf den Sozialismus einzuschwören. Die Kampagnen kulminierten in der forcierten Industrialisierungsanstrengung des „Großen Sprungs nach Vorn“ (1958-61), der aber durch Fehlplanungen zu einer Hungersnot katastrophalen Ausmaßes führte. Wieso sollte man zur Erforschung der Epoche Propagandaplakate verwenden? Das Verständnis von „Propaganda“ in liberalen und sozialistischen Systemen unterscheidet sich erheblich. Erstere sehen in Propaganda nur bewusste Manipulation wider besseres Wissen, die keine Widerrede zulässt. In sozialistischen Staaten gilt Propaganda, oft institutionalisiert in eigenen Behörden des Staatsapparats, als aufklärerische und bewusstseinsbildende Maßnahme im Dienst der Bevölkerung.

In diesem Spannungsfeld bewegen sich die in der Universitätsbibliothek vorgestellten Studien. Sie bestehen aus der Reproduktion jeweils eines Propagandaplakats und einem Analyseposter und teilen sich, über die Etagen der Universitätsbibliothek verteilt, in die Bereiche „Zukunftsentwürfe“, „Ideologische Ausrichtung“, „Männliche Arbeitsfelder und sino-sowjetische Freundschaft“, „Weibliche Arbeitsfelder in Land und Stadt“, „Bildung und Freizeit“, „Verhältnis zur Peripherie, sozialistischen Bruderstaaten und zum Imperialismus“ sowie „Mensch und Tier“.

Dabei stehen die Fragestellungen nach intendierter propagandistischer Wirkung und Realität, der Intermedialität und nicht zuletzt (auch) der Ikonographie im Vordergrund. Meist sind die Plakate den Vorgaben des sozialistischen Realismus verpflichtet. Aber nicht ausschließlich: auch frühere - im sozialistischen Sprachgebrauch der Kampagnen: „bourgeoise“ - westliche Ölmalerei, andererseits aber auch traditionelle Volkskunst, insbesondere Neujahrsbilder, lieferten Inspirationen für die künstlerische Ausgestaltung.

Außer den Plakaten zeigt die Ausstellung auch wichtige Ausstellungskataloge, ein repräsentatives Exemplar des umfangreichen Fotobandes China, der in einer limitierten Auflage ausländischen Staatsgästen als Beleg der Errungenschaften des Neuen China überreicht wurde, sowie den Leitfaden von 1959 „Wie man Propagandaplakate entwirft“ mit einer Übersetzung zentraler Textpassagen.

Christine Moll-Murata


Katalog zur Ausstellung

https://www.rub.de/oaw/pdf/Veranstaltung/Katalog_Aufbruch_in_sozialistische_Paradies_web.pdf


Termine und Programm

Eröffnung: 2.3.2018, 17 Uhr, Etage 1
Ort: Zentrales Treppenhaus der Universitätsbibliothek
Dauer: 2.3. - 10.4.2018
Eintritt ist frei


Begrüßung
Dr. Erda Lapp, Direktorin der Universitätsbibliothek

Einführung
Prof. Dr. Christine Moll-Murata, Fakultät für Ostasienwissenschaft

Kontakt
Prof. Christine Moll-Murata, Fakultät für Ostasienwissenschaft, Tel. 0234-322 8254

Kontakt (Organisation)
Gisela Ogasa, Universitätsbibliothek, Tel. 0234-322 7354

Anschrift / Anfahrt



Presse

RUB-Newsportal vom 26.2.2018

WAZ vom 28.2.2018

bsz vom 7.3.2018, S. 3


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