A-Z | FAQ | Suche
RUB » Bibliotheksportal » Profil » Ausstellungen » Geschützt - Ungeschützt

Karl Eimermacher: Geschützt - Ungeschützt


Termine und Programm

Eröffnung: 3.11.2015, 18 Uhr, Etage 1, Raum 09
Ort: Etage 1 der Universitätsbibliothek
Dauer: 1.11. - 31.12.2015
Eintritt ist frei

Begrüßung
Dr. Erda Lapp, Direktorin der Universitätsbibliothek

Einführung
Prof. Dr. Karl Eimermacher, Emeritus des Seminars für Slavistik / Lotman-Institut, RUB

Kontakt (thematische Fragen)
Prof. Dr. Karl Eimermacher

Kontakt (Organisation)
Gisela Ogasa, Universitätsbibliothek, Tel. 0234 - 322 7354

Anschrift / Anfahrt


Die Universitätsbibliothek lädt herzlich ein zur Eröffnung der Ausstellung "Karl Eimermacher: Geschützt - Ungeschützt" am Dienstag, den 3. November um 18 Uhr auf der 1. Etage der Universitätsbibliothek Bochum.
Gezeigt werden neun großformatige Foto-Assemblagen. Karl Eimermacher, der heute als Künstler in Berlin lebt, wird bei der Eröffung in seine Arbeiten einführen.
Im Anschluss findet ein kleiner Empfang statt.

Zur Ausstellung

Ungeschützt – Geschützt
Erfahrungen von Werden und Vergehen in Gestalt von Harmonie und Zerstörung prägen das Bewusstsein eines jeden. Sie sind entscheidend für unser Selbstwertgefühl, für unsere Beziehung zu anderen bis hin zum Verhältnis von Völkern untereinander. Aus ihnen erwächst auch das Bedürfnis zu wissen, was war, was Recht und was Unrecht ist, wo man helfen und wogegen man sich wehren muss. Mit meinen Arbeiten will ich Fragen stimulieren und provozieren, die mit diesen Grundproblemen zusammenhängen.

Alle ausgestellten Objekte sind emotional betont, die einen abschreckend, beunruhigend, die anderen ausgleichend, beruhigend. Es sind dies Extreme, wie sie im Leben, in jeder Biographie, in der Geschichte, auch der Entwicklung der Kultur vorkommen. Sie gehören zum Repertoire unseres Alltagbewusstseins und fordern von uns, dass wir uns ihrer bewusst sind und auf sie reagieren.

Dahinter steht die allgemeine Frage: Wer sind wir, wo stehen wir, wo und wann müssen wir selbst handeln? Ob in der Kunst oder im Leben, es geht um ethische Fragen und Positionen. Sie waren zu jeder Zeit aktuell und daher Gegenstand künstlerischer Gestaltung.

Für die Klärung wichtiger Fragen des Lebens, für die es kein logisch gesichertes Wissen gibt, bieten vor allem künstlerische Lösungsversuche eine weiterführende Diskussion an, wenn sie nicht didaktisch-missionarisch vorgehen, sondern Freiräume für Assoziationen zulassen.

Darstellungen von Zerstörung, Krieg, Folter und Tod lösen Schrecken, Mitgefühl und Trauer aus. Jeder spürt seine Hilflosigkeit, auch wenn er Entsetzen und Trauer mit anderen teilt. Harmonisches dagegen wirkt beruhigt und löst ebenfalls ein Gefühl der Nähe zum Mitmenschen aus. Da fast jeder potentiell ungeschützt ist, sucht er gewöhnlich auch Schutz in der Gemeinschaft, und im Schutz der Gemeinschaft fürchtet er dann, diesen Schutz wieder zu verlieren. Die wechselnde Spannung zwischen Geschützsein und Ungeschützsein ist eine wesentliche Voraussetzung für jede Art von Entwicklung. Sie wiederum stellt die Grundlage für Stabilität und Kontinuität dar, und zwar nicht nur in der Kultur, sondern auch in der Natur.

Von dieser Erfahrung gehen auch meine Arbeiten aus, wobei sich mein Konzept in der Auseinandersetzung mit Literatur und Kunst, aber auch der Text- und Bildtheorie entwickelt hat. Zentral geprägt hat mich dabei anfangs die Auseinandersetzung mit dem Werk meines langjährigen Freundes, des Moskauer Bildhauers Vadim Sidur (1924 bis 1986).

Meine ersten künstlerischen Schritte beginnen Ende der achtziger/Anfang der neunziger Jahre. Es handelt sich um Zeichnungen, figurative wie abstrakte Drahtskulpturen, aber auch graphische Arbeiten zu gewissen Befindlichkeiten der Roten Socken in der DDR vor und nach der Wiedervereinigung (vgl. den Zyklus „Aus dem Land der Roten Socken“, „Betonköpfe“ usw.). Ihnen folgen Ende der neunziger Jahre die Assemblage-Zyklen „Exkursionen ins XX. Jahrhundert“, „Visionen des XXI. Jahrhunderts“ und „Ewige Themen“. Zu ihnen gehören Arbeiten zu den Themen „Krieg“, „Völkermord“, „Diktatoren“ oder „Propheten“. In den letzten zehn Jahren entstehen figurative Arbeiten zu den klassischen Themen „Sitzende“, „Liegende“, „Schwangere“, „Zweierbeziehungen“ und zu Motiven aus dem Alten und Neuen Testament. Gleichzeitig erscheint eine Reihe von Arbeiten „Ohne Titel“, in denen es um das Männliche und Weibliche Prinzip geht. Und so scheinen die mit beiden Prinzipien einhergehenden Emotionen der Ausgangspunkt für eine Spannung zwischen Werden und Vergehen, aber auch für Vergehen, Kampf und Vernichtung zu sein.

Alle genannten Zyklen und Arbeiten haben ein in Natur und Kultur beobachtbares Grundprinzip zum Gegenstand: Das „Ungeschützte und Geschützte“, ein Prinzip, das sich nahezu überall beobachten lässt, ohne dass es als universales Prinzip des Lebens, der Natur und Kultur jedem voll bewusst wäre. Dies erklärt auch das Thema der heutigen Ausstellung, in der es um Unbewehrtes und Bewehrtes geht.

Über Karl Eimermacher

 
Geboren am 2. Januar 1938 in Berlin-Hohenschönhausen. Umzug nach Westberlin. Studium der Slawischen Philologie und Geschichtswissenschaft an der Freien Universität Berlin. Einjähriger Studienaufenthalt in Sarajevo. Promotion 1966, Habilitation 1978


Ausstellungen 1998 bis 2013
1998 bis 2000 Berlin, große Wohnungs- und Ladenausstellungen (Fasanenstr. 41 und 41a) für geladene Gäste (1998 „Aus dem Land der Roten Socken“; 1999 „Kaa-eeh-zwei-eins“/u. a. Serien „Betonköpfe“, „Masken“, „Sektgeborene “, „Variationen des Einfachen“/; 2000 „5 vor 12“ /u. a. “Exkursionen ins XX. Jh“, „Visionen des XXI. Jh’s“

2001 Moskau, Biblioteka inostrannoj literatury. Oval’nyj zal (Bibliothek fremdsprachiger Literatur. Ovaler Saal)

2001 Kötzing, Waldschmidthaus „Waldfrieden“ / Museum – Galerie – Künstlercafé

2002 Kaliningrad, Gorodskaja Galerija (Städtische Galerie)

2002 St. Petersburg, Galerie der Zeitschrift „NoMi“ („Neue Welt der Kunst“)

2008 Berlin, mehrmals wechselnde Werkschau in der „Besenwirtschaft“ (Uhlandstraße 159) und in der Weinhandlung „Entrêpot du vin“ (Fasanenstr. 44)

2008 Samara, Kunstmuseum des Regierungsbezirks Samara (an der Wolga)

2008 Bochum: Zeichnungen und Skulpturen aus der Serie „Aus dem Land der Roten Socken“ in der Universitätsbibliothek und im Gebäude der Geisteswissenschaftlichen Institute der Ruhr-Universität aus Anlass der zwanzigsten Wiederkehr der Maueröffnung in Berlin.

2008/2009 St. Petersburg, Galerie im historischen Restaurant „Palkin“ am Newskij Prospekt

2012 Berlin, Galerie Christian Glass, Berlin, Pariser Str. 11

2012/13 Foto-Ausstellung „Panta rhei – Alles fließt“ in der Universitätsbibliothek Bochum

2013 Gulag-Museum Moskau „Под защитой – Без защиты“/ Under protection – Unprotected/

nach oben